Minimalist:in werden

Wie werde ich Minimalist:in?

Das Allerwichtigste zuerst: Es handelt sich hierbei um einen fortlaufenden Prozess. Du wirst wahrscheinlich nicht heute alles ausmisten und morgen „fertig“ sein. Minimalismus dient als ein Werkzeug, es wird zu einem Mindset. Du lernst vielmehr, achtsamer zu werden und weniger anfällig für Werbung und Konsumgüter. 

Wichtig ist, dass du eine Vision deines Lebens bekommst. Wie soll es aussehen? Willst du z.B. reisen und deine Habseligkeiten in einem Koffer oder sogar einem Rucksack verstauen können? Willst du eine kleine Wohnung besitzen, oder lediglich eine Hütte am Waldrand? Willst du mit deiner großen Familie in euerm Haus leben, ohne von all dem angesammelten Zeug erschlagen zu werden? 

Die Visionen des eigenen Lebensstils können hierbei ganz unterschiedlich sein. Wichtig ist, dass du deine kennst (selbst, wenn sie sich über die Jahre verändert – So ist das Leben!). Diese Vision wird dir bei so mancher Entscheidungsfindung helfen. 

Es kann Jahre dauern, bis du an einen Punkt kommst, an dem du zufrieden bist mit deinem ersten Ergebnis. Unter Umständen ist dies ein sehr langwieriger Prozess. Doch auch, wenn es streckenweise sehr anstrengend werden kann: Genieße diesen Prozess!

Grundlegende Tipps

Bevor du mit dem eigentlichen Ausmisten anfängst, schau dir diese Liste mit allgemeinen Tipps zu einem nachhaltigen und reduzierteren Lebensstil an. Diese solltest du im Hinterkopf behalten, wenn du aussortierst oder auch einkaufst. Außerdem ist es sinnvoll, wenn du dir im Vorfeld schon Gedanken darüber machst, was dein eigentliches Ziel ist, was du erreichen möchtest und wobei dir ein minimalistischer Lebensstil helfen soll. (Denk an deine Leitfragen)

Wo fange ich an? Wie fange ich an? Zu Anfang kann es sinnvoll sein, den Status Quo zu ermitteln oder gar eine Inventarliste zu erstellen (Achtung! Das kann ganz schön viel Zeit in Anspruch nehmen!). 

Wie viele Kleidungsstücke besitze ich? Wie viele ungenutzte Küchenutensilien verstauben in den Schränken? Wo haben sich überall Batterien versteckt?

Für manche ist es einfacher, sich im Vorfeld eine Liste der wichtigsten, lebensnotwendigen Gegenstände zu machen oder aufzulisten, was sich eigentlich alles im eigenen Wohnraum befindet, eine Bestandsaufnahme zu machen. Besonders hilfreich ist diese Methode beim Kleiderschrank: 

Was trage ich eigentlich wirklich? Wonach greife ich instinktiv immer als erstes? Wo ist nach Jahren noch das Preisschild dran?

  • Fange mit kleinen Veränderungen an, die im Alltag leichter umsetzbar sind. Ein „Keine Werbung“-Aufkleber am Briefkasten hilft nicht nur gegen Müll, sondern schützt dich auch vorm Blättern und der Sehnsucht nach neuem Kram, den du eigentlich gar nicht brauchst.  
  • Halte alles sichtbar: Verstaue bzw. verstecke nichts in Schränken etc. Für Haushaltsutensilien ist Stauraum okay, versuche aber, „die Schublade“ zu vermeiden.
  • Qualität über Quantität: Brauchst du wirklich so viele unterschiedliche Kugelschreiber oder reicht einer, mit dem du ohnehin am liebsten schreibst?
  • Giveaways von Werbetreibenden oder Geschenke, auch von Freund:innen, darfst du immer auch ablehnen. Bedanke dich für die Geste, sag, dass du sie sehr zu schätzen weißt, aber diese Sache bei dir leider keine Verwendung findet und du dich freust, wenn sie jemand anderes eine Freude bereiten kann. 
  • Vermeide Spontan- und Impulskäufe. Wenn du dich in Dankbarkeit übst und diese auch zeigst, für die Dinge, die du bereits hast, dann macht dich das weniger anfällig für Spontankäufe.
  • Behalte deine Wohndauer im Hinterkopf: Wie lange befindest du dich normalerweise am gleichen Ort?
  • Achte auf Multifunktionalität bei Möbeln, Utensilien etc.
  • Sorge dafür, dass alles leicht weggeräumt werden kann. Alles hat seinen festen Platz. Wenn etwas keinen Platz hat: Schaffe Platz dafür! Stelle alles nach Nutzung an seinen Platz zurück. 
  • Vermeide es, Ablageflächen immer wieder vollzustellen. Halte Flächen frei, auch von (viel) Dekoration oder Geräten, die du nicht täglich brauchst. Dies hilft, Ruhe in den Raum zu bringen.
  • Achte darauf, weniger Schubladen zu nutzen, in denen sich alles Mögliche ansammeln kann.
  • Halte kurz inne, bevor du kaufst (oder überlege dir den Kauf 30 Tage lang, wenn möglich).
  • Nutze einen speziellen Platz in deiner Wohnung (am besten nahe der Tür) für alles, was du spontan aussortierst und was gehen darf.
  • Sei dir bewusst, dass es ein fortlaufender Prozess ist, es kann Jahre dauern, bis du an einem Punkt angelangst, an dem du zufrieden bist! Evaluiere deinen Fortschritt. Bist du auf dem richtigen Weg? Willst du noch einmal nachjustieren? Hast du deine Vision noch im Blick?
  • Wenn dich etwas nervt, verschwindet es.

Weitere Tipps zum Thema findest du übrigens auch in meinem Buch „Minimalismus“, welches du direkt hier bestellen kannst!

  • Wenn du etwas nur selten nutzt: Ist es sinnvoll, dir den Gegenstand besser ab und zu auszuleihen
  • Vermeide visuelle Unordnung. Alle visuellen Reize, die deine Aufmerksamkeit erregen (Visuelles Rauschen), sollten wohl überlegt sein. 
  • Behalte im Fokus, dir ein nachhaltiges Leben aufzubauen.
  • Dein Leben findet jetzt statt.
  • Du solltest dennoch dein Leben für dein zukünftiges Ich vereinfachen. Es wird es dir danken.
  • Höre nicht auf, dich selbst zu hinterfragen. Warum willst du etwas? Tust du etwas? Begehrst du etwas? 
  • Wenn du einen neuen Gegenstand kaufst, der etwas ersetzen soll, miste den alten Gegenstand, der ersetzt wird, direkt aus! (1 in, 1 out)
  • Beim Zusammenleben mit Nicht-Minimalist:innen: Gehe Kompromisse ein, zeige Offenheit, inspiriere positiv! 
  • Nicht nur physisch; Sortiere auch mental aus! 
  • Bei einer zu großen Wohnung oder Haus sortiere zunächst innerhalb der einzelnen Räume aus.
  • Was nicht in deinen Stauraum passt, passt vielleicht auch nicht in dein Leben.  
  • Gehe einen Schritt zurück und schaue dir einmal alle Dinge an, die du so besitzt. War es all das Geld wert, das dort hineingeflossen ist? Ist es die Zeit und Energie wert, die es braucht, um alles weiterhin zu behalten? Bringt es einen Nutzen/Wert?
  • Ausmisten läuft meist zyklisch ab. Selten gibt es eine Aktion, nachdem man „fertig“ ist.
  • Die Veränderung muss nicht radikal sein, es reichen schon kleine Prozesse, die große Veränderungen im Lebensstil nach sich ziehen und letzten Endes für mehr Wohlbefinden sorgen können.
  • Nimm die Lektionen, die du beim Ausmisten lernst, mit, um in Zukunft bessere Entscheidungen treffen zu können.

Fragen, die du dir vor einem Kauf (besonders bei größeren Anschaffungen)  stellen kannst:

  • Wie schwierig wird der Transport? 
  • Kann ich es selbst transportieren und von rechts nach links bewegen?
  • Kann es auseinander gebaut werden? 
  • Passt es ins Auto (Besonders wichtig bei häufigen Umzügen)?
  • Will ich diese Sache wirklich haben, oder hätte ich lieber das Geld, das ich dafür ausgeben muss? Stell dir vor, es liegt in bar vor dir, daneben das, was du gerade kaufen möchtest. Wie entscheidest du dich?

Kann das wirklich weg? Wie du mit Zweifeln umgehen kannst.

  • Das Geld ist so oder so weg, also hab kein schlechtes Gewissen, weil etwas „teuer“ war. Indem du es weitergibst, kann es jemand anderes noch nutzen. 
  • Was repräsentieren diese Dinge für dich? Warum willst du sie behalten? 
  • Falls du unsicher bist, sieh es erstmal als Experiment. Wirf die Sachen nicht sofort raus, sondern verstaue sie zunächst in einer Kammer oder Garage, an die du nicht so leicht herankommst. Teste dein Leben eine Weile ohne gewisse Dinge: Wie fühlst du dich dabei? Erleichtert es deinen Alltag, diese Dinge vom Tisch zu wissen, oder vermisst du sie? Holst du sie ständig hervor, weil du sie doch brauchst? Oder blieben sie monatelang in der Kiste und du hast sie schon vergessen? Schau, wie es dir nach einer gewissen Zeit (nach zwei Wochen, einem Monat, einem halben Jahr) damit geht und ob du bereit bist, alles (oder zumindest einen Großteil) gehen zu lassen. 
  • Gib allem, bei dem du Zweifel hegst, eine Deadline. Wenn du nach einer bestimmten Zeit keinen Nutzen mehr für etwas findest, kann es vermutlich jemand anderes eine Freude bereiten oder den Alltag erleichtern. 
  • Orientiere dich an deinem Bauchgefühl.
  • „Nur für den Fall, dass…“ wird nicht passieren. 
  • Befreie dich von den Ausdrücken „man sollte“ und „man muss doch“: Man sollte dies haben, man sollte das tun, …. Es geht nur um dich! Schau, was für dich wichtig ist. Nicht darauf, was die Gesellschaft von dir verlangt. 
  • Genieße den Prozess – manchmal gibt es beim Ausmisten kein wirkliches Ziel, das es zu erreichen gilt!
  • Wie radikal du aussortierst, bleibt dir selbst überlassen. Orientiere dich auch hier wieder an deiner Vision: Was willst du am Ende erreichen?
  • Um den minimalistischen Lebensstil beizubehalten, kannst du dir ein paar Fragen regelmäßig stellen und entgehst so der Gefahr, dass sich schleichend wieder (zu) viele Gegenstände in deinen Wohnraum verirren. Dieses regelmäßige Aussortieren hilft dabei, Gewohnheiten zu bilden und den Überblick zu behalten.
  • Was wurde mindestens ein Jahr lang nicht gebraucht oder genutzt?
  • Passt dieses Kleidungsstück zu meiner restlichen Garderobe (Capsule Wardrobe!) oder laufe ich gerade einem Trend hinterher?
  • Kann ich gerade saisonal aussortieren? 
  • Kaufe ich das gerade nur, weil es ein Angebot ist oder brauche ich es wirklich? 

“Simplicity, for me, has therapeu­tic values and in the past distracting things always prevented me from do­ing what I really wanted. Through the practice of minimalism, I was also able to let go of a lot of the artificial stimulation that was getting in the way of my wellbeing.” 

Youheum Son, Minimalism Coach, Heal Your Living

Leitfragen – Dein persönliches „Warum?“

Bevor du überhaupt anfängst, Hals über Kopf Gegenstände aus deiner Wohnung und deinem Leben zu verbannen, ist es sinnvoll, dir zu überlegen, warum du das eigentlich willst. 

Definiere also dein Ziel! Was sind deine persönlichen Gründe, minimalistischer zu leben? Was ist dein “guter Grund”? Behalte dein Ziel im Auge! Das erleichtert das Aussortieren.

Was fängst du mit deiner Zeit an? Was willst du lieber damit anfangen? Was kannst du tun, um dein Ziel zu erreichen?

Die Vision deines eigenen Lifestyles hilft bei der Entscheidungsfindung, was bleiben darf.

Dein persönliches Grundbedürfnis:

Was steht hinter deiner Entscheidung zum Minimalismus?

„Minimalismus soll mir dabei helfen,

  • meine Unordnung in den Griff zu bekommen,
  • unkomplizierter zu Reisen,
  • all meine Habseligkeiten in einem einzigen Koffer zu verstauen,
  • mehr Zeit für die Familie zu haben, da ich weniger aufräumen, suchen, mich kümmern muss,
  • ökologischer, nachhaltiger zu leben,
  • in eine kleinere Wohnung ziehen zu können,
  • weniger Ängste zu haben,
  • mich besser fokussieren zu können,
  • weniger, dafür qualitativ hochwertigere Dinge zu besitzen,
  • weniger zu arbeiten, dafür sinnstiftend und erfüllend,
  • weniger private Termine zu haben, dafür authentische Freund:innenschaften pflegen zu können,
  • zu schauen, mit wie wenig ich tatsächlich zurechtkommen würde; mich also selbst zu testen,
  • loslassen zu lernen, Dinge, die mich zurückhalten, gehen zu lassen,
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  • Ich mache es einfach aus Spaß!

Dem alltäglichen Stress ein Ende setzen

Alle Dinge, die du besitzt, musst du pflegen, abstauben, wegräumen, benutzen. Dies sorgt für unterbewussten Stress.

Die Folgen von Stress können sein

  • Schlafstörungen
  • Herz/Kreislauf-Probleme
  • Stoffwechselstörungen

Im Gegensatz zu blindem und übermäßigem Konsum, der diesen Stress mit auslösen kann, beschreibt der Minimalismus die Konzentration auf das Wesentliche.

Das Ausmisten von überflüssigen Dingen findet deshalb nur am Anfang in physischer Form statt, allein schon, um sich im eigenen Zuhause wieder wohlzufühlen. Viel wichtiger ist jedoch das Umdenken, das durch die im weiteren Verlauf aufgezeigten Methoden stattfindet und eine mentale Neujustierung bewirkt. 

Minimalismus ist somit ein Werkzeug, um dich von einer mentalen Belastung zu befreien – Ähnlich wie Sport, Meditation oder Yoga. Es soll eine Hilfe sein, kein weiterer Stressfaktor – Behalte das immer im Hinterkopf!

Was repräsentieren diese Dinge? Warum willst du sie behalten?

Manche von uns besitzen Bücher lediglich, um sie anderen vorzuführen. Doch das Wissen aus diesen Büchern bleibt auch, wenn wir die Bücher nicht mehr besitzen. Wir verknüpfen viele andere Gegenstände ähnlich wie Bücher mit unserer Persönlichkeit. Wer bin ich noch, wenn ich nichts mehr besitze? Gebe ich mit dem ganzen Krempel nicht auch meine Persönlichkeit her? Doch auch ohne dein Zeug bleibst du die Person, die du bist!

Durch das Aussortieren kannst du eine Menge Stress loswerden. Stress, der mit Arbeit, Geld verdienen, putzen, Pflege der Dinge, ewigem Aufräumen und Leistungsdruck verbunden ist. Dieser ist dann aus dem Kopf, du erhältst quasi „freien Speicherplatz“. 

Minimalismus führt dich zum Essentiellen.

Erstelle doch einmal eine Liste mit deinen persönlichen Essentials („Wenn ich nur eine Tasche packen dürfte, was wäre drin?“). Dies hilft dir, zu entscheiden, was wirklich wichtig für dich ist. Versuche, die wichtigsten Dinge in deinem Leben herauszukristallisieren. Was, abgesehen von Personen und Tieren, würdest du bei einen Brand retten? Wie radikal du das tust, bleibt dir natürlich selbst überlassen.

Lebe deinen eigenen Minimalismus

Lass dich bei dem Thema also nicht allzu sehr von anderen beeinflussen. Es ist eine sehr persönliche Angelegenheit. You do you! Genieße deinen ganz eigenen Prozess. Inspirieren lassen kannst du dich natürlich immer. 


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